Lange Nacht der Kultur
Samstag, 11. Juni 2022
Merle Reichmann mit Auszügen aus Thomas Arzt, Und morgen streiken die Wale
Die Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer in dem Küstenort: Eine Gruppe junger Pottwale ist in der Bucht gestrandet. Auch die 16-jährige Mel eilt mitten in der Nacht zum Ort des Geschehens und spürt eine unermessliche Wut in sich aufsteigen: Wer ist schuld an diesem Unglück? Die Natur? Der Mensch? Der Lärm unter Wasser, der die Tiere verwirrt? Die Einsatzkräfte schicken sie weg. Man kann nichts mehr machen, sagen sie, alle sind tot. Doch Mel ist sich sicher: Sie hat neun Wale gezählt, obwohl von zehn Tieren die Rede war. Einer ist noch in der Bucht und sucht den Weg ins offene Meer. Kurzentschlossen steigt sie in ein kleines Boot und macht sich auf die Suche nach ihm. Sie nennt ihn Moby Dick. Merle Reichmann, aus Chemnitz, ist seit früher Kindheit vom Theater begeistert. Sie macht zurzeit eine Ausbildung am Klimahaus in Bremerhaven zur Kauffrau für Tourismus und Freizeit.
21.00 Uhr
Kirsten Papenhausen mit Auszügen aus Noelle Chatelet, Die Klatschmohnfrau
Marthe ist siebzig und verwitwet. Ihr Leben empfindet sie als leer, sinnlos - ihre Gedanken kreisen um Wehwehchen, Pillen, Arzttermine, Langeweile. Aber dann taucht plötzlich dieser charmante ältere Herr auf, den sie den "Mann mit den tausend Halstüchern" nennt. Wie ein Meteor vom Himmel fällt dieser Felix in ihr Leben und verursacht ein Chaos der Gefühle. Ihre wohlgeordnete Existenz wird umgekrempelt. Kirsten Papenhausen, noch nicht 70, hat sich frei nach Max Reinhardt ihre Kindheit in die Tasche gesteckt, um ein Leben lang zu spielen, als "Alte Dame", "Die Zeit" oder "Clown" seit nunmehr 40 Jahren bei verschiedenen Amateurtheatern. Sie führt auch Regie und ist als Autorin aktiv.
22.00 Uhr
Die Weise von Liebe und Tod des Cornet Christoph Rilke, präsentiert vom Regisseur Friedo Stucke
Rilke glaubte, „Cornet Rilke“ sei ein entfernter Verwandter, doch stellte sich dies später als Irrtum heraus. Nach eigener Aussage wollte Rilke mit seiner Dichtung erwirken, dass sie im Vortrag wie Musik erklinge, und die Hörer seinen Worten wie bei einem Konzert lauschen. In den 26 Kapiteln der Erzählung werden die Erlebnisse des Cornet vom Auszug in den Krieg, den Kämpfen, der Begegnung mit etwas Fremden und sein früher Tod geschildert. Zweifellos ist Rainer Maria Rilke ein Meister darin durch Dichtung Gefühlen klar auszudrücken. Keiner kann den zarten Schmerz der Liebe und den tiefen Schmerz des Todes so eindrucksvoll in Worte fassen wie er.
Aufführungsrechte: Cantus, Felix Bloch Erben und Litag